Stillstehende Bauprojekte: Zweifel an der Gröner Group (2024)

Offen ist entsprechend auch die Zukunft des C-Areals. Die Stadtverwaltung gab sich hier sehr lapidar: "Wenn das C-Areal verzögert fertig wird, stehen dringend benötigte Wohneinheiten erst zu einem späteren Zeitraum zur Verfügung." Der zweite Projektentwickler auf dem Gebiet, das Unternehmen Quarterback, bekräftigte allerdings den eigenen Zeitplan. Gegenüber Kontext erklärt der Konzern, auf den zwei von Gröner erworbenen Baufeldern noch 2024 mit dem Wohnungsbau beginnen zu wollen. Das Unternehmen befände sich "inmitten der bekannt schwierigen Situation am Immobilienmarkt", stehe aber zu seiner Verantwortung, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen, wie ein Sprecher betont.

Bundesweit Verzögerungen bei Gröner-Projekten

Auch anderswo stellt sich die Frage, ob Gröner-Projekte ins Stocken geraten sind, laut Medienberichten könnte dies in Bergisch Gladbach, Erfurt, Hamburg und in Karlsfeld bei München der Fall sein. Eine weitere Anfrage von Kontext an die Unternehmensgruppe wird beantwortet – allerdings von einer Anwaltskanzlei. "Es ist nachweislich unwahr, dass das Fortkommen in den von Ihnen genannten Projekten stockt", schreibt diese. Entsprechende Medienberichte seien daher "falsch, unzulässig und äußerungsrechtlich angreifbar". Ebenso haltlos seien zudem "Gerüchte über eine angeblich drohende Insolvenz".

Allein das Projekt in Hamburg werde nach Auskunft der Kanzlei "nicht realisiert". Im Bahrenfelder Carrée sollten hier 289 Wohnungen eigentlich schon längst komplett bewohnt sein. Gröner hatte das Gelände 2017 erworben. Schon vor der Fertigstellung verkaufte er das Grundstück 2021 für 120 Millionen Euro weiter, verpflichtete sich jedoch, das zweiteilige Gebäude fertig zu bauen. Doch seit dem Frühjahr sind keine Arbeiten mehr auf der Baustelle zu beobachten.

Der Käufer, ein schwedischer Fonds, will den Weiterbau jetzt selbst übernehmen. Dafür will der Fonds die Gröner Group nach Informationen der "Immobilien-Zeitung" aber zum Schadensersatz verpflichten. Die Gröner Group stellt den Sachverhalt gegenüber Kontext anders dar. So schreibt die beauftragte Kanzlei, es sei nicht gelungen, eine "Einigung über die wirtschaftlichen Bedingungen der Projekterstellung" herzustellen, "deren Anpassung durch die Baupreisentwicklung angezeigt und vertraglich zugesichert war". Die involvierten Parteien hätten sich "im besten Einvernehmen verständigt, über die Inhalte der erzielten Einigung aber Stillschweigen vereinbart". Derweil macht sich in Hamburg schon länger Skepsis breit. "Ich glaube Herrn Gröner kein Wort mehr", sagte der Grünen-Bezirksabgeordnete Christian Trede dem "Hamburger Abendblatt" im vergangenen September.

Innerhalb der Gröner Group ist das Tochterunternehmen CG Elementum als interner Dienstleister für die Immobilienentwicklung zuständig. In Bergisch Gladbach musste sie zuletzt den mit etwa 300 Millionen Euro taxierten Umbau des Wachendorff-Geländes verschieben. Aufgrund der Wirtschaftslage und der Unsicherheit in der Baubranche habe die CG-Elementum das Planungsverfahren zeitweise gestoppt, teilte die Stadt gegenüber der "Kölnischen Rundschau" mit. Mittlerweile sei das Bebauungsplanverfahren wieder angelaufen. Der geplante Baustart verschiebt sich aber um mindestens 1,5 Jahre.

In den vergangenen Wochen musste die CG Elementum auch Verzögerungen der Bauprojekte in Wendlingen erklären, wo die Bauarbeiten auf dem ehemaligen "Otto-Quartier" nach Angaben des Unternehmens eigentlich schon im Frühjahr dieses Jahres hätten starten sollen. Auch in Erfurt standen die Umbauarbeiten eines Verlagshochhauses der CG Elementum zeitweise still. Regelmäßig muss die CG Elementum an den verschiedenen Orten Gerüchten über eine drohende Insolvenz des Unternehmens und der Gröner Group entgegentreten.

Die Verzögerungen hätten alle nichts mit finanziellen Nöten zu tun, bekräftigt die beauftragte Kanzlei gegenüber Kontext, sowohl die Gröner Group wie auch die CG Elementum würden sich "wirtschaftlich stabil in einem für die gesamte Branche herausfordernden Markt" behaupten. So bestehe in Bergisch Gladbach und Karlsfeld noch kein Baurecht – und somit "können Bauarbeiten, die ohne Baurecht noch gar nicht begonnen worden sein können, denklogisch nicht ins Stocken geraten". Auch in Erfurt sei der Baufortschritt "voll im Plan, wenngleich der Wintereinbruch dort den Fortschritt der Arbeiten im Außenbereich behindert hat". Bei keinem dieser Projekte stünden Rechnungen aus.

Kanzlei droht mit Klage

Zumindest eine ausstehende Zahlung hat die Gruppe aber in Karlsruhe. Nach Kontext-Informationen beantragte die Konzerntochter GEM in diesem Jahr eine Stundung der fälligen Gewerbesteuer von über 400.000 Euro. Eine solche Aufschiebung der Steuerzahlung ist auf Antrag im Gemeinderat möglich und soll helfen, einen vorübergehenden Liquiditätsengpass zu überbrücken. Es wäre nicht die erste Pleite Gröners in Karlsruhe. Anfang der 1990er gründete Gröner in Karlsruhe die Firma Gröbau, die vor allem Einfamilienhäuser sanierte. Bereits drei Jahre nach der Gründung geriet die Gröbau in solche Zahlungsschwierigkeiten, dass ein Konkursverfahren eröffnet und die Gesellschaft aufgelöst wurde. Gröner verließ bald darauf Karlsruhe und baute von Leipzig aus seinen heutigen Immobilienkonzern auf.

Zur "Vermeidung einer erhebliche Schäden und in Folge Schadenersatzansprüche auslösenden Berichterstattung" fordert die von der Gröner Group beauftrage Anwaltskanzlei unsere Redaktion vorsorglich auf, die "Veröffentlichung und Verbreitung unzulässiger Vermutungen/Verdächtigungen zu unterlassen". Spekuliert wird allerdings in anderen Medien. Aus Protest gegen einen mutmaßlichen Zahlungsverzug habe Hertha BSC Berlin Anfang Dezember auf sein Ärmelsponsoring der CG Elementum verzichtet, berichtete vor Kurzem die "Bild"-Zeitung. Die Gröner Group sprach in der Presse danach von unterschiedlichen Auffassungen bei der Auslegung des Sponsoring-Vertrags.

Selbst wenn die CG Elementum oder andere Teile des Konzerns in die Insolvenz rutschen sollten, blieben Gröner noch Immobilien in Karlsruhe. In seinem weitverzweigten Firmennetz erwarb er 2019 das ehemalige Residenz-Hotel gegenüber des Karlsruher Hauptbahnhofs. Seit Frühjahr 2022 sind in dem zuvor leer stehenden Hotel Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. Als Miete erhält er dafür gemäß den Planungen der Stadt knapp 670.000 Euro aus der öffentlichen Hand. Dies entspricht knapp 800 Euro pro Monat für jede aktuell dort untergebrachte Person. Auch die seit Langem umkämpfte Keramik-Manufaktur Majolika befindet sich an einem für eine mögliche Insolvenz des Konzerns weniger anfälligen Knoten des Grönerschen Firmengeflechts.

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